Es ist nicht einfach, doch ich muss zugeben, das ein Leben in der Öffentlichkeit nicht so ganz ohne ist. Ich spüre es langsam was das bedeutet. Nicht das man unter Beobachtung steht, denn das steht jeder Mensch. Als Person, die in der Öffentlichkeit steht, geht man auch Verpflichtungen ein. Es heißt ja auch, dass wenn man Gutes tut, man auch darüber reden soll. Zwar nicht so, das man prahlt, doch man berichtet was man so macht.
Aber unser Leben besteht nicht nur aus Internet, Web, Blog, Twitter, Facebook, Instagram und Co., sondern aus Persönlichkeit, Gefühlen, Empfindungen, Freude und Leid, Höhen und Tiefen.
So habe ich in den vergangenen Wochen festgestellt, das auch ab und zu Prioritäten gesetzt werden müssen.
Seit dem Rennsteiglauf ist viel passiert. Ich kann euch sagen, dass die Erfahrung, die ich aus dem Ultramarathon gewonnen habe, wirklich nicht zu unterschätzen ist.
Die Kraft und Arbeit die es braucht um einen Ultra zu bestreiten, war für mich ja neu. Ich habe mich vorbereitet, trainiert und Entbehrungen in Kauf genommen. Ich mache gerne Sport, das möchte ich betonen. Und das alles sogar freiwillig. Doch Ultra ist eben Ultra. Körperlich zu trainieren und sich vorzubereiten ist das eine. Doch die „Arbeit“ die während des Laufens im Kopf zu leisten ist, darf nicht unterschätzt werden.
Nach dem Lauf ging es mir gut. Wirklich gut. Glücklich über das geleistete. Doch die Tage danach war ich „müde“. Müde im Kopf. Die körperliche Müdigkeit kannte ich bereits. Das war nicht neu. Damit kann ich gut umgehen. Doch vom Kopf her müde zu sein war neu. Aber ich habe Menschen in meinem Umfeld die mich auch da auffangen. Und dafür bin ich mehr als dankbar. Menschen, die wissen was ich empfinde.
So habe ich die letzten Wochen auch mal ein wenig Abstand genommen vom Schreiben. Denn ich war nicht frei. Blockiert sozusagen. Aber ich habe nicht aufgehört Gutes zu tun.
So auch am Tiergartenlauf in Nürnberg, und davon möchte ich euch heute berichten.
Wir fuhren am Morgen nach meinem Nachtdienst nach Nürnberg. Und die Vorfreude stieg so langsam merklich. Ich war ja noch nie in der Position eines Veranstalters. Ok, war ich in Wirklichkeit ja auch nicht. Doch ich konnte an Katrins Seite alles live miterleben was es bedeutet. So trafen wir gleich zu Anfang einen der Hauptsponsoren. Also war benehmen angesagt. Wobei dort wirklich alles locker verläuft. Da kenne ich ganz andere Meetings. Eine kurze Vorstellungsrunde durch die Büros und dann war der offizielle Teil auch schon rum. Beim Mittagessen plauderten wir über dies und das. Den ein oder anderen Lauf.
Und auch meine Projekte kamen kurz zur Sprache. Doch auch der nette Plausch hatte leider ein Ende. Denn die Arbeit ruft. Also machten wir uns auf zum Tiergarten.
Dort angekommen gab es doch noch einiges zu tun. Die Medaillen auspacken, Startunterlagen positionieren, die Starterbeutel ebenso, das später an der Eröffnung alle reibungslos verlaufen kann. Ich hatte mir auch noch etwas Arbeit mitgebracht. Die Uniform mit dem Patch vom Rennsteiglauf versehen. So schnappte ich mir Nadel und Faden und los. Aber ich wurde schon komisch beäugt. Ein Mann der näht scheint wohl doch wirklich ungewöhnlich zu sein.
Als die Startnummernausgabe begann, gingen Katrin und ich nach draussen um uns etwas die Strecke anzusehen, denn die soll es ja schon in sich haben. 66 Hm auf 3,3km. Das ist nicht ohne. An der Ausgabe war ja alles organisiert, also fehlten wir auch nicht. Die Wege waren geteert, und somit auch schön breit. Sodass sich später die vielen Läufer nicht in die Quere kommen würden. Wir trafen noch den ein oder anderen Mitarbeiter des Tiergartens, der eifrig dabei war die Strecke zu markieren. Aber abgesehen von dem ganzen Trubel konnten wir auch die Tierwelt etwas geniessen. Sozusagen die Ruhe vor dem Sturm. Doch all zu lange konnten wir uns auch nicht Zeit lassen. Denn die ersten Läufe standen an. Und mir kam am Vortag schon eine Idee, die sehr guten Anklang fand bei Katrin und ihrer Kollegin. Da ich nicht der einzige Feuerwehrmann sein würde der auf die Strecke geht, sondern Paul und Matthias mich begleiten würden, kam mir die Idee, an den beiden Läufen zuvor, den Kinderläufen, den Kindern im Ziel die Medaillen zu übereichen. Paul und Matthias waren auch sofort einverstanden, als ich sie fragte.
Der Start der ersten Läufe erfolgte mit großer Begeisterung. Die Kinder flitzen los und die Eltern feuerten an was das Zeug hielt. Wir drei Jungs und Katrin machten uns fertig und bestückten uns mit den Medaillen. Als die ersten Kids ins Ziel kamen, waren die Augen groß und die Freude riesig. Nicht das sie mit Erfolg den Lauf bestritten, sondern von einem Feuerwehrmann einem Medaille zu bekommen, ist wohl doch etwas ganz besonderes.
Wir genossen noch ein klein wenig das leuchten der Augen, doch mussten uns ja auch schon bald wieder auf den Weg mache, um uns für unseren eigenen Lauf fertig zu machen.
So fanden wir uns selbst kurze Zeit später im Startblock wieder. Hier bekamen wir, wie es all zu oft ist, viele Blicke zugeworfen. Naja, man fällt eben auf in solch einer Uniform und Atemschutzgerät. Aber so kamen wir auch immer wieder in das ein oder andere wirklich nette Gespräch. Stellenweise vertieften wir uns so, das wir fast den Start verpassten. Aber dank der grossen Masse liefen wir dann alle gemeinsam los.
Wir drei Jungs machten uns also auf den Weg. Und da waren sie wieder, die Kids, denen wir kurz zuvor noch die Medaille umgehängt hatten. Jetzt feuerten sie uns an. Und das über die ganze Strecke der 3,3km. Immer wieder verteilten sie sich an der Strecke. Auch die Erwachsenen waren hellauf begeistert. Und so trugen sie uns förmlich über unseren Weg.
Dennoch merkten wir recht schnell das die Wärme und das Wetter im Allgemeinen uns wirklich zuschaffen machte. Die Strecke bis zur Verpflegung war gut. Nicht perfekt, aber ich lief sie. Ich machte mich ein wenig Gedanken. Woran liegt es. Denn die Hitze steigt in der Klamotte doch sehr stark. Aber es war ja ein Phänomen was ich kannte. Also Back to the Roots und konzentrieren.
Die Leute an der Strecke machten ein aufgeben ja förmlich unmöglich. Also weiter geht’s. Am ersten Wendepunkt angekommen ging es auf die zweite Runde. Doch die hatte es in sich. Wohl die schnelle Geschwindigkeit zu Anfang machte sich jetzt auch bemerkbar. Ach ja, der Dienst am Tag zuvor, der war ja auch noch da. So zog ich mittlerweile allein, denn die beiden Jungs waren doch ein wenig schneller, meine Meter durch den Park. Doch so kam ich dann an eine Stelle, an der mit Katrin hingegen kam. Sie wollte sehen wie es mit ging. Ist schon faszinierend, wenn der andere spürt das es einem nicht ganz so gut geht. Wir liefen ein Stück. Doch da fiel uns eine Frau auf, die auf einer Bank lag mit den Beinen oben. Auch ihr machte die Hitze zu schaffen. Da packte ich mal mein rettungsdienstliches Wissen aus und verhalf der jungen Dame mal zu ihrem Glück. Denn dem ein oder anderen muss eben mal energischer geholfen werden, denn er meint das es eigentlich doch geht, aber nach zwei Sekunden wieder flach liegt.
Nach der Versorgung lief ich dann doch noch meine Runde zu Ende. Und ich muss gestehen, das ich froh war das es rum war. Es ist für den Guten Zweck, und keiner soll sich dabei kaputt machen. Gesundheit geht eben vor.
Alles im allem muss ich sagen, das es ein wirklich schöner Lauf war, mit vielen Erfahrungen, Eindrücken und Erkenntnissen. Ich bin stolz ein Teil der Gruppe gewesen zu sein und hab mich riesig gefreut die Jungs mal wieder gesehen zu haben.
Unser Wiedersehen „feierten“ wie noch bei einer Pizza, bevor sie dann leider auch schon wieder nach hause mussten.
Ich kann sagen das dieser Tag, trotz der wirklich harten Anstrengung, einer der schönsten war.
Vielen Dank an Jochen von exito für die Fotos.
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